Katastrophen
Dieser Text beschreibt grundlegende Reaktionen der
Menschen auf eine Katastrophe. Jede Katastrophe ist einzigartig - trotzdem
lassen sich im Ablauf einer Katastrophe einzelne Phasen unterscheiden.
Autor: Günther Zier, Psychologe und Feuerwehrmann Inhalt:
Was versteht man unter einer Katastrophe?
Elemente der Katastrophe Phasen
der Katastrophe

Das Wesen der Katastrophe
Einleitung
Eine Katastrophe! Viel zu schnell
rutscht uns das Wort aus dem Mund. Aber kaum Einer kann abschätzen, was
wirklich eine Katastrophe bedeutet. Eine Katastrophe ist das Schlimmste, was
uns Menschen je passieren kann. Dann geht alles drunter und drüber, es gibt
kein Morgen mehr und der Kampf ums nackte Überleben hat begonnen!
Jeder Mensch auf dieser Welt kann
grundsätzlich von einer Katastrophe getroffen werden. Absoluten Schutz gib
es keinen. Zwar sind Katastrophen ein seltenes Ereignis - es gibt lange
Zeiten, da geht es gut. Aber manchmal passieren schreckliche Dinge, die wir
nicht mehr aufhalten können.
Es gibt in unserem Leben keinen
absolut sichereren Schutz. Böse Ereignisse in der Natur, Störfälle in
Industrieanlagen, Unfälle auf den Straßen mit gefährlichen Gütern und
Krankheitserreger können sich unkontrolliert entwickeln und die betroffenen
Menschen schwer schädigen.
Für Mitteleuropa ist momentan die
Kriegsgefahr minimal, aber im 20. Jahrhundert war dies vollkommen anders. In
anderen Ländern, ist die Zerstörung durch Kriegseinflüsse und Terrorismus
möglich, zwar ist die Wahrscheinlichkeit niedrig, aber es könnte passieren.
Die Geschichtsbücher sind übervoll mit Berichten von Katastrophen jeglicher
Art.
Was versteht man unter Katastrophe?
Wenn die Zerstörung sehr groß ist und
sehr viele Menschen eines größeren Landstriches betroffen sind, spricht man
von einer „Katastrophe“. Das Österreichische Kreuz definiert eine
Katastrophe folgendermaßen:
"Man spricht
von einer Katastrophe, wenn:
¤
eine Bevölkerung, bzw. ein Teil davon
ernsthaften Gefahren ausgesetzt ist,
¤
soziale
Strukturen (durch Tote und Verletzte) zerstört werden,
¤
die Erfüllung von allen oder einigen
wesentlichen Funktionen der Gesellschaft (Verwaltung, Versorgung, etc.)
blockiert ist und
¤
ein extremes Missverhältnis zwischen
vorhandenen und benötigen Ressourcen besteht."
Literatur: Rotes Kreuz: Katastrophen.
In: ÖSTERREICHISCHES ROTES KREUZ, NÖ (Hrsg.): Krisenintervention, KIT
Lehr- und Lernbehelf. 2004,
Was genau bedeutet das Wort „Katastrophe“? Link:
Erklärung.
Damit eine Katastrophe entsteht, müssen ihre drei
Elemente zusammenwirken:
Link:
3 Elemente der Katastrophe
Katastrophen haben eine große
Bandbreite bei ihrer Zerstörungsarbeit. Sie können örtlich begrenzt sein,
wie z. B. bei Hochwasser, wo nur einige Ortschaften betroffen sein. Oder
auch sich über den ganzen Erdball umspannen, wie die Grippeepidemie 1918/19
(100.000 Tote). Eine besonders schlimme Katastrophe ist ein Weltkrieg, der
große Teile der Zivilisation verwüstet und sehr viele Menschenleben kostet.
Katastrophen lassen sich nach vielen
Kriterien in Kategorien einordnen. Der Sinn dieses „in Schachteln einordnen“
entspringt dem menschlichen Bedürfnis nach Ordnung und Übersicht, aber das
systematische Einordnen in Kategorien ist zweitrangig. Für die Betroffenen
ist es wahrscheinlich vollkommen nebensächlich, welcher Art und Typ, oder
Kategorie von Katastrophe es ist, mit der sie ums eigene Überleben kämpfen.
Im Grunde kann jeder denkbare
Störfall auf unserer Erde zu einer Katastrophe werden, wenn die
regulierenden Kräfte der Menschen nicht mehr ausreichen, den Störfall
wirksam einzudämmen. Bei Naturkatastrophen sind die Kräfte der Menschen
ohnehin verschwindend klein im Vergleich mit der tobenden Gewalt der Natur.
Dieser Text beschreibt in erster
Linie die Gesetzmäßigkeiten des Ablaufes einer Katastrophe. Wenngleich die
Ursachen und Art der Zerstörungen für jede Katastrophe ein eigenes Bild
zeichnen, so lässt sich doch für die meisten Katastrophen ein systematischer
Ablauf erkennen. Betrachtet man verschiedene Katastrophen, so sind große
Ähnlichkeiten der betroffenen Menschen und der Helfer zu erkennen. Aus
diesen Übereinstimmungen lassen sich Gesetzmäßigkeiten im Ablauf von
Katastrophen ableiten.
Phasen im Ablauf einer Katastrophe
Link: Grafische Darstellung der Phasen einer Krise
Katastrophen treten meist nicht plötzlich auf und
verschwinden irgendwie wieder. Katastrophenabläufe folgen ihren eigenen
Gesetzmäßigkeiten und können in einzelne »Phasen" geteilt werden. Sie
enthalten jeweils verschiedene Probleme und brauchen daher andere Lösungen.
Wenn man die einzelnen Phasen erkennt, ist dies eine große Unterstützung bei
der Hilfe für die Betroffenen.
Die gefundenen Regelmäßigkeiten sind für die meisten
Katastrophen gültig, egal ob Naturkatastrophen, oder auch von Menschen
bewirkte Zivilisationskatastrophen (Kriege, Wirtschafskrisen, etc.).
Das hier vorgestellt Schema stammt aus den
Grundlagenforschungen aus den 1950er und 1960ern. POWELL und RAYNER haben
diese Analysen begonnen und andere Autoren konnten sie weiterführen. Im
Grunde hat sich bis heute nichts daran geändert. Manchmal werden diese
Phasen etwas anders bezeichnet oder auch etwas anders gegliedert.
Die Grenzen der Phasen sind nicht eindeutig, es lässt
sich nicht hundertprozentig feststellen, wann die eine Phase zu Ende geht
und die nachfolgende beginnt. Die Übergänge sind fließend. Auch kann es
sein, dass sich die Phasen überlappen und sogar wiederholen und zyklisch
ablaufen.
Der Ablauf einer Katastrophe wird in die sieben
Phasen gegliedert.
1.
Warnung und Alarm
2.
Bedrohung
3.
Hereinbrechen und Wüten der Katastrophe
4.
Bestandsaufnahme
5.
Rettung
6.
Heilung und
7.
Erholung von der Katastrophe
Es lässt sich oft auch eine etwas gröbere Gliederung
vornehmen, die oft für die Planung von Strategien zur Katastropheabwehr
günstiger ist.
1.
die Phase vor Eintritt der Katastrophe,
2.
die Phase des eigentlichen Eintritts der Katastrophe
und die Zerstörungen
3.
die Phase nach dem Abschwellen der Katastrophe und
der Wiederaufbau
Nachfolgender Text beschreibt den schematischen
Ablauf einer Katastrophe und die Reaktionen der Menschen in den jeweiligen
Phasen.
Literatur, zitiert in:
GOLAN,
Naomi: Krisenintervention (Treatment in crisis situations, dt.).
Strategien psychosozialer Hilfen. Freiburg Br: Lambertus-Verlag, 1983. –
3784102344, Seite 131.
Powell, J.W., und J. Rayner: Progress
Notes: Disaster Investigations. Edge-wood, Md.: Chemical Corps Medical
Laboratories,
Army Chemical Center 1952;
Powell, J.W., J.E. Finesinger und M.H. Greenhill: An Introduction to the
Natural History of Disaster, Band 2, Final Contract Report, Disaster
Research Project. Psychiatrie Institute, University of Maryland 1954;
Miller, James G.: A Theoretical Review of Individual and Group Psychological
Reactions to Stress, in: Grosser, George H., Henry Wechsler und Milton
Greenblatt, Hrsg.: The Threat of Impending Disaster. Cambridge: M.I.T. Press
1964, S. 11-33;
Shader, Richard L, und Alice J. Schwartz: Management of Reactions to
Disaster, in: Social Work 11, April 1966, S. 99-105. |