Entspannung
Hauptseite  

 

 

Grundlagen der Krise
Reaktionen auf die Krise
Behebung d. Krise
Aufgaben d.Betroffenen
Methoden d.Krisenintvent.
Entspannung
Arbeit am Problem

Entspannung

Autor: Mag. Günther Zier, Psychologe

Inhalt:

Hohe Stressbelastung durch Krisensituation

Milderung der Stressbelastung und Angst

Entspannung für die Psyche

Entstressung

Angstlöschung

Methoden der Entspannung

Meditation

     Mantra-Meditation

Progressive Muskelentspannung nach JACOBSON

     Vorteile der Progress.Muskelentspannung

Autogenes Training

Zurück Weiter

 

Entspannung

Entspannung ist in einer Krisensituation sehr wichtig. Stress, hohe Betriebsamkeit, schlaflose Nächte und nervende Bürokratie zehren an den Kräften des Menschen in der Krise.

Für den Organismus ist der hohe StressLevel zunächst sehr hilfreich, die ersten auftretenden Belastungen zu meistern. Genau darin liegt der Sinn der Stressreaktion: Den Organismus kurzfristig alle Reserven zur Verfügung zu stellen, um beim Kampf ums Überleben zu gewinnen oder erfolgreich zu flüchten. Mit „kurzfristig“ ist eine Zeitspanne von Stunden bis Tage gemeint. Aber für eine hohe Stressbelastung über Wochen, Monate und sogar Jahre, ist unser Körper nicht ausgelegt.

Aber Krisen, die unsere Gesellschaft produzieren, können sich auch über größere Zeiträume ausdehnen. Eine so lange dauernde Stressbelastung macht den Organismus krank – körperliche Schäden und psychische Störungen, wie z. B. Angst und Panikattacken, sowie Depressionen können folgen.

Wie kommt es zu der hohen Stressbelastung?

In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit (mehrere 100.000 Jahre) war es immer wichtig, möglichst schnell einer Bedrohung zu entkommen. Im Kampf ums Überleben gegen Raubtiere sind reflexartige Reaktionen enorm wichtig. Die Stressreaktion musste den Körper zu Kampf und/oder Flucht möglichst schnell mit allen Energiereserven vorbereiteten, um das Überleben zu sichern. Dies macht der Körper durch seine Stressreaktionen und sie läuft automatisch ab.

Ein Beispiel, wie sich zu Urzeiten die Stressabläufe abgespielt haben könnten: Stressbelastung eines Urzeitjägers

Im Laufe der menschlichen Entwicklung kam etwas Neues dazu: Unsere Denkfähigkeiten wurden immer besser. Der intelligente Mensch konnte sich nun eine Gefahr vorstellen und sich in Gedanken damit vorbeugend auseinandersetzen, wie sie zu meistern wäre. Darin lag einer der kräftigsten Impulse zur Verbesserung der Denkfähigkeit. Immer wieder konnten die Urzeit-Menschen in Gedanken eine schon bewältigte, gefährliche Situation durchdenken und Pläne für zukünftige Meisterung der Gefahr entwickeln.

Höchstwahrscheinlich war es früher ein Vorteil für das Überleben, dass auch schon die Vorstellung einer Gefahr im Körper eine Stressreaktion auslöste.

Nun kam in der letzten kurzen Zeit der menschlichen Entwicklung eine enorme Steigerung unserer Denk-Fähigkeiten hinzu. Die Gedächtnisleistung wurde sehr stark verbessert, damit auch die Fähigkeiten, sich zu den Gedächtnisinhalten auch Neues einfallen zu lassen.

In Gedanken beschäftigen wir uns sehr lange mit  gefährlichen Situationen. Reden viel darüber, denken viel nach und grübeln daran. Damit kann unser Denken  genau so wie früher auch den Körper in Alarmzustand versetzen. Unsere jetzt wesentlich verbesserte Denkfähigkeit kann noch leichter als zu Urzeiten im Körper eine Stressreaktion (und Angst) auslösen. Alleine schon die Vorstellung einer Gefahr erzeugt körperlichen Stress.

Es gibt aber einen großen Unterschied. Früher verblasste schon sehr schnell dieses Gedanken-Kreisen und Grübeln – es war vermutlich auch ausreichend Zeit. Und nun kraft unserer verbesserten Denkfähigkeit drängen sich immer wieder Gedanken an das schlimme Ereignis auf – und lösen immer wieder eine körperliche Alarmreaktion aus. Nur der hohe Stress – Level nützt jetzt gar nichts, weil das schlimme Ereignis nicht direkt durch körperliche Aggression bekämpft werde kann, noch kann man flüchten.

Immer wieder erzeugt unser Gehirn Bilder, Erinnerungen und Gedanken an das Ereignis. Es macht damit etwas, was sich in den vielen 100.000 Jahren bisheriger Entwicklungsgeschichte sehr gut bewährt hat – aber weiß nichts davon, dass es in den letzten 10.000 Jahren extrem trainiert wurde – einseitig auf Leistung, nicht auf Stressreduktion und Entspannung.

Unser hochtrainiertes Gehirn versorgt uns ständig mit Gedanken an den Stressor, um damit fertig zu werden und versetzt uns damit in eine ständige Alarmbereitschaft. Ohne Erfolg, die schlimme Situation bleibt bestehen. Was sich damals hervorragend im Urwald oder Savanne für unser Überleben bewährte, macht uns jetzt Probleme.

Und genau da setzen die Entspannungstechniken an: Durchbrechen das ständige Gedankenkreisens und schalten die körperlichen Stressreaktion ab. Der Mensch kann erkennen, dass die eigentliche Gefahr schon vorbei ist, oder in der Realität gar nicht existiert. Es ist dem Menschen erst im entspannten Zustand möglich, andere Lösungsmöglichkeiten zu erkennen.

Aber das Wichtigste des entspannten Zustandes: Die Angst vor dem Neuen ist nicht mehr so bedrohlich und der Mensch kann sich der Entwicklung von neuen Fähigkeiten zuwenden und mit diesen die Krise bewältigen.

Milderung der Stressreaktionen

Der Mensch besitzt die Fähigkeit, bei Bedrohungen rasch auf Kampf und Flucht eingestellt zu werden, dies ist die Stressreaktion. Mehr zur Stressreaktion in einer Krise unter folgenden Link: Stressreaktionen in der Krise

Glücklicherweise hat der Mensch auch die Fähigkeit zur Entspannungsreaktion, die genau der Stressreaktion entgegensetzt ist.

Bei der Stressreaktion werden alle erhaltenden und aufbauenden Funktionen zugunsten der aktivierenden, handelnden Funktionen gedrosselt. Zum Beispiel: Es hat bei einem Kampf um Leben und Tod keinen Sinn für den Organismus, aufgenommene Nahrung zu verdauen. Deshalb wird unter starkem Stress die Verdauung des Organismus abgestellt.

Die Entspannung kehrt die starken, aktivierenden Prozesse um:

Alle Funktionen des Körpers, die für ein aktives Verhalten in der Umwelt notwendig sind, werden zurückgestellt - erhaltenden und erholenden Funktionen werden verstärkt. Die Entspannung bringt den Körper zur Ruhe, gibt uns eine Möglichkeit, uns zu erholen. Der Körper füllt wieder seine inneren Energiereserven, „Müdigkeitsstoffe“ werden entfernt und Verletzungen durch Anstrengung werden geheilt. Literatur  (Lutz Schwäbisch & Siems, Martin, 1987a)  Seite 40, 41

Wirkungen der Entspannung auf die Psyche

Auf die Psyche wirken die verschiedenen Entspannungstechniken sehr günstig: Durch die Entspannung gleiten wir in einen Zustand der Gelöstheit und Wohligkeit. Sorgen, Angst und Probleme treten weit in den Hintergrund, der Körper fühlt sich unbeschwert und angenehm an, man erlebt sich als sicher, geborgen und beschützt.

Ein Gefühl der Harmonie durchströmt einen, und man ist erfüllt von positiven Gefühlen wie Zuneigung, Liebe und Geliebt-Werden. Wenn dieses Gefühl uns einnimmt, dann beeinflusst es unsere ganze Persönlichkeit und ebenso unsere Gedanken und Phantasien.

Dieser tief entspannte Zustand enthält die Botschaft: «Ich bin liebenswert. Ich kann lieben. Ich habe Vertrauen.» Deswegen nennen die Autoren Schwäbisch & Seems diesen Vorgang die Stärkung des Grundvertrauens.

In der tiefen Entspannung haben wir Zugang zu diesem Gefühl des Grundvertrauens. Das kann Ruhe und Kraft geben, die noch viele Stunden nach dem Auftauchen aus der Entspannung anhalten können. Die Stressreaktion wird gelöscht und weicht einem Zustand der Ausgeglichenheit und inneren Sicherheit. Literatur:  (Lutz Schwäbisch & Siems, Martin, 1987a)  Seite 50

Entstressung

Der Entspannungszustand befreit uns von dem momentanen Stress und verschafft uns eine kleine Ruhepause. Die Entspannung mildert auch unsere alten, unbewussten Stresse und löst sie auf. In der Entspannung wird Angst besonders leicht abgebaut, weil es im vollkommen entspannten Zustand keine Angst gibt. Ein Grundgefühl des Stresses ist damit beseitigt. Literatur: (Lutz Schwäbisch & Siems, Martin, 1987b)  Seite 45

„Man kann nur entweder unruhig oder entspannt sein - aber nicht beides gleichzeitig.“, (Angelika Wagner-Link, 1995)  Seite 112

Angstlöschung

"Ebenso kann man sich von Außenweltängsten befreien, indem man die Ängste vor seiner Innenwelt - vor dunklen Gestalten im Abgrund des Unbewußten - bei Licht betrachtet und «halb so wild» findet. Der englische Verhaltenstherapeut Marks heilte unterschiedliche Phobien dadurch, daß er die Patienten mit einem angstauslösenden Tonband konfrontierte, auf dem eine gefährliche Begegnung mit einem Tiger geschildert wurde. Verloren die Patienten die Angst vor dieser Phantasie, die als Modell galt für alles Gefährliche, Bedrohliche und Schreckliche, so verloren viele als Folgewirkung davon ihre Angst vor ihrem phobischen Objekt in der Realität." zit: (Lutz Schwäbisch & Siems, Martin, 1987b)  Seite 48

Methoden der Entspannung

Es gibt viele Techniken sich zu entspannen, manche laufen auch von selbst ab, wie z. B. der Schlaf. Auch viele mehr oder minder wirkungsvollen Entspannungsversuche sind denkbar, wie leichte körperliche Arbeit, Spazierengehen, Musik-Hören, Lesen und Vieles mehr.

Zur Stress- und Angstbewältigung reichen aber die gewohnten Methoden der Entspannung oft nicht aus, weil für diese Ziele eine besonders tiefe Entspannung gefragt ist, die sollte leicht erlernbar sein und auch bei großer Angst, Nervosität oder Panik, gut wirken.

Die wichtigsten Methoden sind:

¤    Meditation

¤    Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen

¤    Autogenes Training

Diese Methoden zur Entspannung sind sie alle einander ähnlich. Immer geht es um:

¤    Ruhigstellung des Körpers

¤    Ausblenden der Umweltreize

¤    Konzentration auf körperliche Vorgänge

¤    Verringerung der muskulären Spannung

¤    Beruhigung der mentalen Aktivität.

Literatur " (Lutz Schwäbisch & Siems, Martin, 1987a)  Seite 41

 

Die Verschiedenen Techniken der Entspannung im Detail

Meditation

Es gibt viele Meditationstechniken, ihre Gemeinsamkeiten sind: Zurückziehen der Sinne von der Welt und damit sich vom Tagesgeschehen und Wachbewusstsein zu lösen. Es wird ein ruhiger Platz aufgesucht, die Augen werden  geschlossen (nicht nach allen, aber nach den meisten Methoden). Damit werden die Außen-Reize ausgeblendet und Störungen von außen werden vom Meditierenden abgehalten.

Ein Konzentrationsobjekt wird zu Hilfe genommen, auf das der Meditierende seine Aufmerksamkeit lenkt. Dies ist der Weg zum meditativen Bewusstseinszustand. Literatur:  (Lutz Schwäbisch & Siems, Martin, 1987c)  Seite 13

Meditation ist eine Methode zur Bewusstseinsveränderung und Versenkung. Die Art des Konzentrationsobjektes spielt dabei keine wichtige Rolle. Obwohl manche Meditationsanhänger mit uralter Tradition, behaupten, dass nur das EINE, das ganz bestimmte Meditationsobjekte zum Erfolg der Meditation führen könne. Allerdings spielen bei den Überlegungen dieser Menschen religiöse Aspekte eine wesentlich wichtigere Rolle als in den westlichen Kulturländern. (Lutz Schwäbisch & Siems, Martin, 1987c)  Seite 15.

Für die Meditation als Mittel zur Entspannung ist es vollkommen unmaßgeblich, welche Art des Konzentrationsobjektes verwendet wird. Wichtig ist es, sich auf irgendetwas zu konzentrieren, z. B. ein Bild, Geräusch, Stille oder den eigenen Körper.

Konzentrationsobjekte können zum Beispiel sein:

¤    Einige Silben (die Silben OM AH HUM) wie bei der Mantra-Meditation

¤    ein widersinniger Spruch, das KOAN wie bei der Zen-Meditation, z. B. „Wie klingt das Klatschen, aber nur mit einer Hand?“,

¤    Die Beobachtung von eigenen körperlichen Bewegungsabläufen, wie beispielsweise beim Tai Chi

¤    Ein optisches Objekt, z. B. eine Kerze oder ein anderes Bild

¤    Musik, angenehme Klänge

 

Wirkung der Meditation

In der Meditation erfolgt die Entspannung des Körpers mehr über die Beruhigung und Entspannung des Geistes. Angst-machende Gedanken werden durch einfache Gedanken („Mantra“) aus dem Bewusstsein ausgesperrt. Der Mensch sitzt aufrecht, blendet die Umwelt aus, schließt die Augen und befindet sich in einem stillen Raum. In der Folge entspannt sich auch der Körper.

Der Muskelverspannungen lösen sich und flirrenden Nervenüberreizung gehen zurück. (Die „Erfinder“ der Meditation sahen darin eher eine Begleiterscheinungen, nicht das Sinnziele des Meditierens).

Während der Meditation werden die Gehirnwellen immer langsamer. Von einem ruhigen Alpha-Rhythmus geht die Frequenz in den noch langsameren Theta-Rhythmus über. Ein Rhythmus, der sonst nur im tiefsten Schlaf vorkommt. Der Entspannungszustand während der Meditation ist ähnlich wie im Tiefschlaf.

Es gibt also anscheinend einen messbaren Zustand:  Der Geist bleibt bei vollem Bewusstsein bleibt, während das Gehirn alle Anzeichen des Schlafens erkennen lässt.

Bei transzendentaler Meditation zeigen sich folgende günstige Phänomene:

¤    der Sauerstoffverbrauch des Körpers nimmt ab, und zwar gelegentlich sogar tiefer, als das im Schlaf geschieht

¤    der elektrische Hautwiderstand nimmt ab (woran sich der Grad der Entspannung und Angstfreiheit ablesen lässt)

¤    die Atemfrequenz nimmt ab

¤    das Herz schlägt langsamer und ruhiger

¤    Alpha-Wellen im Elektroenzephalogramm (EEG) treten vermehrt auf (bei länger Übenden auch Theta-Wellen)

¤    der Blutdruck sinkt

¤    und der Milchsäurespiegel im Blut nimmt ab.

Der Milchsäurespiegel ist ein diagnostisches Maß für die Angstbereitschaft eines Individuums und daher bedeutet die Verringerung des Milchsäure-Gehaltes im Blut ein niedrigeres Angstpotential.

Literatur: (Lutz Schwäbisch & Siems, Martin, 1987c)  Seite 44

Genaueres, wie die Meditation Angst löscht: Angstabbau durch Meditation

 

Ein Beispiel der Meditation, hier die „Mantra-Meditation

Wählen Sie einen ruhigen Platz im Haus, der sollte auch etwas abgedunkelt sein und angenehm temperiert sein. Setzen Sie sich bequem hin, sie können auch liegen. Die aufrechte Sitzhaltung wird zwar empfohlen, ist aber nicht so wichtig.

Zum Erlernen der Meditation sollte vorerst eine möglichst bequeme Sitzhaltung eingenommen werden, auch können Sie sich entspannt hinlegen. Für eine Entspannung des Körpers ist das Liegen am Besten.

Jetzt gehen Sie in Gedanken Ihren Körper durch und achten darauf, dass keine Muskeln übermäßig angespannt sind.

Und nun zum Mantra, aus drei Silben besteht es: „OHM“, „AH“, „HUM“. Sagen Sie sich leise die Silben vor und bringen sie sie mit der Atmung in Gleichklang:

¤    Beim Einatmen „OOOOHHHM“,

¤    beim Ausatmen „AAAAHHHH“.

¤    Dann die Atmung kurz still stehen lassen und sich leise die Silbe „HUUUUM“ vorsagen.

Und das immer wieder. Bei jedem Atemzug sagen Sie sich diese Silben. Im Laufe der Zeit wird das Mantra zum Gedanken und genau das soll es sein: Nur mehr diese drei Silben sind in ihren Gedanken.

Für die Entspannung ist vor allem das kurze Stillstehen der Atmung und das Denken der Silbe „HUUUUM“ wichtig. Dadurch wird die Atmung vertieft, die Zahl der Atemzüge wird weniger und mit jedem Atemzug gleiten Sie in eine weitere Entspannung.

Es kann durchaus sein, dass ihre Konzentration vom Mantra abschweift. Macht nichts! Lassen Sie den Gedanken einfach stehen und kehren Sie zum Mantra wieder zurück.

Zeitrahmen: Diese Übung sollte nur kurz sein, etwa 5 Minuten für die ersten Versuche und dann die Zeitdauer langsam ausdehnen. Aber bitte nicht mit einem Wecker aus der Meditation herausreißen lassen, sondern mehr auf das eigene Gefühl für Zeit achten.

Nach der Meditation vorsichtig mit sich selbst umgehen und langsam in den Alltag zurückkehren: Kein grelles Licht, keine lauten Geräusche und keine großen Anstrengungen in den ersten Minuten nach der Meditation.

Literatur: (Lutz Schwäbisch & Siems, Martin, 1987c), (Gerold G.. May, 1980)

 

Progressive Muskelentspannung

Die Progressive Muskelentspannung ist ein Verfahren zur systematischen Entspannung. Es wirkt durch die bewusste Entspannung der Muskulatur des Körpers.

Diese Entspannungstechnik wurde zuerst 1930 durch den Physiologen Jacobson (USA) entwickelt. In jüngerer Zeit wurde sein ursprüngliches Vorgehen geändert, um es einfacher und wirkungsvoller zu machen.

Bei der Progressiven Muskelentspannung lernt man alle Muskeln des Körpers in bestimmter Reihenfolge kurz anzuspannen (ohne zu schmerzen!) und wieder bewusst zu lockern. Gleichzeitig werden sehr aufmerksam die Empfindungen wahrgenommen, die bei der Spannung und Entspannung auftreten.

Die Fähigkeit sich zu entspannen kann man genau so lernen wie andere Fertigkeiten, wie Schwimmen, Golfspielen oder Fahrrad fahren. Allerdings ist die Progressive Muskelentspannung sofort mit Erfolg gekrönt:

Gleich bei den ersten Versuchen stellt sich die erwünschte Entspannung ein. Damit ist sie die am leichtesten erlernbare Entspannungsmethode, die praktisch aus dem Stand heraus, sofort eine Entspannung bewirkt.

Warum wird mit einer Anspannung begonnen, wo wir doch Entspannung erreichen wollen?

Jeder braucht im Wachzustand ein gewisses Maß an Spannung; wenn jemand nicht bis zu einem gewissen Grad angespannt wäre, würde er schlichtweg hinfallen. Für jeden Menschen ist das Maß an Spannung verschieden.

Wie funktioniert die Progressive Muskelentspannung?

Der Klient spannt zuerst eine Muskelgruppe an,  etwas über das Anspannungsniveau hinaus. Die Spannung wird einige Sekunden gehalten. Dann wieder entspannt und lockergelassen. Diese nun bewusste Lockerung ermöglicht den Muskeln, sich tiefer als bisher gewohnt, zu entspannen.

Zuerst Spannung zu erzeugen und dann zu lockern bringt einen zusätzlichen großen Vorteil: Man lernt dadurch, intensiver auf das Gefühl der Verspannung der verschiedenen Muskelgruppen zu achten.

Außerdem wird dadurch ein guter Kontrasteffekt erzielt: Die Unterschiede zwischen den beiden Zuständen werden erkannt. Genau drauf kommt es an: Die angespannten Muskeln zu erkennen und diese in der Folge dann bewusst locker zu lassen.

Es werden dann systematisch fast alle Muskelpartien des Körpers durchgegangen und es kommt zur immer tieferen Entspannung. Deshalb heißt diese Methode "progressive (lat: stufenweise voranschreitende) Entspannung"

Zur Progressiven Muskelentspannung bedarf es einer Anleitung, z. B.:

„Konzentrieren sie sich auf die Fingern und Hände, machen Sie eine Faust. Sie spüren die Spannung in den Fingern und Hände. (Pause) Und nun lassen sie wieder los, ganz locker lassen. Sie spüren wie die Fingern und Hände immer lockerer werden.“

Literatur (Douglas A.. Bernstein & Borkovec, Thomas D.. & Oeke, Monica & Ullmann, Leonard P., 1975)  Seite 57, 58

Körperliche Wirkung der Progressiven Muskelentspannung

"Während der Anspannungsphase wird das Blut aus den zahlreichen Blutgefäßen des Muskels gepresst. Bei der Entspannung erweitern sich die Gefäße durch die parasympathische Wirkung stärker als vor der Anspannung und füllen sich wieder mit Blut. Durch diesen Pumpvorgang und die Erweiterung der Blutgefäße fließt mehr Blut, und es fließt schneller. Die Zunahme des Blutvolumens an der Peripherie wird dann oft als Schwere wahrgenommen.

Das in den erweiterten Gefäßen benötigte Blut kommt mit 37 Grad aus dem Körperinneren, gelangt schnell in die gelockerten Muskeln und führt meist zu Wärmegefühlen. Diese Entspannungseffekte werden häufig auch als Kribbeln oder Fließen beschrieben." (Angelika Wagner-Link, 1995)  Seite

Besondere Vorteile der Progressiven Muskelentspannung

¤    Sie ist sehr leicht erlernbar, funktioniert gleich vom Stand weg.

¤    Durch die Entspannungsanleitung eines Therapeuten werden die Klienten von zerstörerischen, Angst-machenden Gedanken abgelenkt und der innere Dialog kommt zur Ruhe.

¤    Die Progressive Muskelentspannung kann auch kurz nach traumatischen Erlebnissen angewendet werden.

¤    Die Entspannung kann auch zu Hause durchgeführt werden. Hierzu wird die Entspannungsanleitung von CD oder Tonband abgespielt.

¤    Die erreichbare Entspannung ist sehr tief.

¤    Der größte Vorteil: Die Entspannung wird von den Klienten als sehr angenehm erlebt.

¤    Die Entspannung hält lange an.

¤    Dauer etwa 15-40 Minuten.

 

Autogenes Training

"Autogenes Training (J. H. Schultz), synonym:. konzentrative Selbstentspannung. Eine Methode der -»Entspannung auf autosuggestivem Wege. Durch genau abgestufte Konzentrationsübungen kommt man zu einer immer größeren Beherrschung auch der »automatisch« ablaufenden Körperfunktionen, zu gesteigerter Leistung sowie zu einer Stufe der Versenkung, in der eine wirksame psychotherapeutische Selbstbeeinflussung durch »formelhafte Vorsatzbildung« möglich ist. Das autogene Training ist verwandt mit der »Hypnose sowie mit den Übungen der Yogi zur religiösen Versenkung. (l) Schultz 1979, Kleinsorge 1962" (J. H. Schultz, 1979)  Seite 71

Das Autogene Training wirkt gut gegen Stress – wenn es schon vorher erlernt und eingeübt wurde. Aber in der aktuellen Krisensituation ist es sehr schwer, vollkommen ohne Vorerfahrung das Autogene Training zu erlernen. Es kann Monate dauern, bis auch Entspannung in einer Angst- u. Panik-Situation bewusst erreicht wird.

„Während die Grundlagen des A. T. in sechs bis zehn Kursabenden im Wochenabstand vermittelt werden können, bedarf es doch eines regelmäßigen Übens von etwa vier bis sechs Monaten, bis das A. T. sicher beherrscht wird." (H. Kraft, 1993)  Seite 52.

Deshalb ist das Autogene Training als Methode zur Entspannung in der akuten Krise nur bedingt geeignet.

Literatur:

Bernstein, Douglas A. & Thomas D. Borkovec & Monica Oeke & Leonard P. Ullmann, Entspannungs-Training- Handbuch der progressiven Muskelentspannung nach Jacobson, München: Pfeiffer, 1975.

Kraft, H., "Autogenes Training," in Theodor Seifert, Hg., Die 50 wichtigsten Methoden - der Psychotherapie, Körpertherapie, Selbsterfahrung und des geistigen Trainings, Kreuz Verl: Stuttgart, 1993, 51-57.

May, Gerold G., Der sanfte Weg- ein Meditationshandbuch, Hamburg: Isko-Pr, 1980.

Schultz, J. H., "Das autogene Training," in Friedrich Dorsch, Hg., Psychologisches Wörterbuch, Huber: Bern [u.a.], 1979, 71.

Schwäbisch, Lutz & Martin Siems, Selbstentfaltung durch Meditation- eine praktische Anleitung, Reinbek: Rowohlt, 1987a, b, c

Wagner-Link, Angelika, Verhaltenstraining zur Streßbewältigung- Arbeitsbuch für Therapeuten und Trainer, München: Pfeiffer, 1995

Zurück Weiter

 

 

Medieninhaber: Mag. Günther Zier, Psychologe. Josef Porsch Str. 8, A-2283 Obersiebenbrunn

Tel. 0699 11 72 54 72

e-mail: e-mail verschicken

Letzte Aktualisierung: 12.03.2011 09:05